Club Voltaire
Seitlich von der berühmten "Freßgass", mitten im Herzen der City, in der Kleinen Hochstraße 5 liegt der legendäre Frankfurter "Club Voltaire". Im Jahr 1962 eröffnet, ist er bis heute ein offener Treffpunkt für Politik und Kultur.
In der Atmosphäre des "Kalten Krieges" suchten viele Jugendliche und Heranwachsende nach Möglichkeiten des Austauschs und der Begegnung. Die junge Generation von damals wünschte sich mehr Offenheit und Toleranz. In der Tradition des Philosophen Voltaire, dem Aufklärer im Vorfeld der Französischen Revolution, wollten die Gründerinnen und Gründer einen Ort schaffen, der offen ist für alle, die sich mit den Ideen einer sozialen und humanistischen Emanzipation auseinandersetzten.
Zum 50-jährigen Bestehen widmete das Institut für Stadtgeschichte dem "Club Voltaire" ein Erzählcafé. Heiner Halberstadt, der von Anfang an dabei war und Else Gromball, die mehr als 30 Jahre lang die Kneipe des Clubs in Schwung hielt, blickten zurück auf bewegte Zeiten. Zahlreiche Geschichten und bekannte Namen machten den Club schon früh zu einem legendären Ort. Auf Einladung Heiner Halberstadts kamen beispielsweise Christa Wolf und Anna Seghers zu Lesungen nach Frankfurt. Prompt saß auch der Verfassungsschutz im Publikum und dem Club wurde vorgeworfen, kommunistisch infiltriert zu sein.
Damals war der Club heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Auch finanzielle Unsicherheiten mussten von Anfang an gemeistert werden. Über die Jahre stand der Club mehrfach vor dem Aus. Doch immer wieder behauptete er sich. Als Heiner Halberstadt und Else Gromball an den "Nachwuchs" übergeben wollten, fehlte zunächst das Geld für die erforderliche Schließzeit, um die Räume neu zu renovieren. Der LAGG sprang ein und übernahm die Zwischenfinanzierung.
Und der Club Voltaire lebt weiter! Trotz aller gesellschaftlichen und politischen Veränderungen fühlt sich auch die neue Generation den Ideen der Aufklärung verpflichtet. Diskussionsveranstaltungen, Film- und Videoabende, Lesungen, Konzerte, Performances und nicht zu vergessen einzigartige Partys ziehen Jung und Alt nach wie vor in die Kleine Hochstraße. (Beitrag von Tonio Postel "Mehr als nur ein Club" aus der FR vom 07.05.2012 als PDF einstellen) Immer noch ist der Club eine Anlaufstelle und ein offener Ort für alle, die sich für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Frieden und den Schutz der Umwelt interessieren.
In den Worten der Aktivistinnen und Macher klingt das so:
"Die Suche nach einer sozialen und individuellen Emanzipation hat wieder begonnen. Der Club Voltaire gehört deshalb geistig allen, die seiner bedürfen. Also vor allem denen, die mithelfen wollen, eine interventionsfähige Linke – besonders gemeinsam mit den Jüngeren – wieder in Gang zu setzen. Denn sagt selbst: Bedarf es nicht erneut und zunehmend dringlicher einer progressiven gesellschaftlichen Gegenmacht, die in gegenseitiger Ermutigung der Anti- und Gegenaufklärung Paroli bietet: die im Sinne umfassender Emanzipation die Veränderbarkeit der Welt wieder erkennbarer macht?"
Auch in der heutigen Zeit der Corona-Pandemie hat der Club Voltaire seine Aktivitäten beibehalten und diskutiert, informiert zu den unterschiedlichsten aktuellen Themen in Präsenz- und Hybridveranstaltungen.