Hilfe zur Selbsthilfe
Die Vereinsgründung des LAGG war geplant, aber noch nicht abgeschlossen. Die Mieter und der Betriebsrat standen vor der Wahl: Die Wohnungen preisgeben oder sofort mit Investor Ernst einen Vorvertrag machen?
29 der Mieter wollten Eigentümer werden. Um den erforderlichen Kredit für alle Wohnungen zu erhalten, waren sie bereit, ohne notarielle Absicherung sofort zehn Prozent ihres Anteils am Kaufpreis auf ein Treuhandkonto zu zahlen. Das war fast eine halbe Million Mark. Der Volksbank reichte das als Eigenkapital, um den Rest der Kaufsumme zu finanzieren.
Die Gründung des LAGG e. V. erfolgte im Dezember 1992.
Die Werkswohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Von den 42 Wohungen wurden 29 Wohnungen von den MieterInnen und Werksangehörigen gekauft und 13 Wohnungen übernahm der Verein LAGG (MieterInnen konnten wohnen bleiben). Der endgültige Kaufvertrag für die Wohnungen wurde im Januar 1993 abgeschlossen. Da die Hälfte der Kaufsumme erst vier Monate später gezahlt werden musste, konnte der Kauf am Ende sogar mit einem Zinsgewinn abgeschlossen werden. 10 Jahre später verkaufte der LAGG zwei weitere Wohnungen an MieterInnen zwecks Schuldentilgung.
Seit 2002 ist der Verein „Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim e. V. schuldenfrei. Die durchschnittliche Miete für die elf Wohnungen im Besitz des LAGG beträgt heute 5,99 Euro pro Quadratmeter. Nach der Stilllegung der Schreibmaschinenproduktion in den Adlerwerken in Gallus erzwangen Betriebsrat und Belegschaft eine Fortführung des Betriebes in der Lärchenstraße im Frankfurter Stadtteil Griesheim. 1998 wurde dann die Produktion in dem letzten inländischen TA-Werk für Schreibmaschinen mit zuletzt etwa 100 Beschäftigten beendet und das Gelände wurde bis 2001 nur noch als Logistik- und Ersatzteilzentrum genutzt.
Während der Zeit im Werk Griesheim betrieb der Selbsthilfeverein LAGG nach Rückzug des Caterers die Kantine, organisierte Sprach- und PC-Kurse sowie StaplerfahrerInnenausbildung. Der LAGG organisierte nach Einstellung der Werksbusse durch TA, durch Leasing von Fahrzeugen den Transport der Beschäftigten. Außerdem begann mit der Gründung des Verein LAGG der Kampf um Aufarbeitung, Entschädigung und Erinnerung an die Greuel des KZ Katzbach in den Adlerwerken im Faschismus.
Als „Hilfe zur Selbsthilfe“ gegründet, setzte und setzt sich der LAGG weiter für Projekte in Gallus und Griesheim ein.